09.09.2024
Mainz

Der Kinderschutzbund Rheinland-Pfalz begrüßt die Gründung des „Pakts gegen sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche“ auf Initiative der Landesregierung.

Zu den heute der Landesregierung übergebenen Handlungsempfehlungen stellt Joachim Türk, Mitglied im Landesvorstand des Kinderschutzbundes, fest: „Wir sehen in der Arbeit des Pakts einen wichtigen Schritt und erwarten nun, dass die Vorschläge und Forderungen umgesetzt werden“.

In einem intensiven, mehrmonatigen Prozess arbeiteten über 150 Vertreter*innen aus unterschiedlichen Institutionen an Leitlinien zur Prävention und Intervention bei sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen.

Mit dabei waren auch Expertinnen und Experten des Kinderschutzbundes, die an fünf von sechs Arbeitskreisen teilnahmen, um verschiedene Facetten des Themas zu bearbeiten.

Türk hebt hervor, dass von Beginn an Betroffene sexualisierter Gewalt beteiligt waren und auch junge Menschen um ihre Meinung zu den erarbeiteten Handlungsempfehlungen gefragt wurden.

Die Arbeit des Paktes hat eindrucksvoll bewiesen, wie vielfältig das Engagement gegen sexualisierte Gewalt ist, und welche Bedeutung dabei die freien Träger haben, sagt Joachim Türk. Diese müssten auch bei der Umsetzung der Ideen eng eingebunden werden. Der Pakt dürfe nicht an fehlenden Ressourcen scheitern und als Papiertiger enden.
Türk wörtlich: „Wir erwarten eine zügige Umsetzung der im Pakt entwickelten Empfehlungen. Dabei ist eine adäquate Finanzierung der Kinder- und Jugendhilfe, sowohl für öffentliche als auch freie Träger, unerlässlich. Diese Mittel sind notwendig, um die erforderliche personelle Ausstattung sowie die qualitative Umsetzung der Maßnahmen sicherzustellen“.

Der Kinderschutzbund Rheinland-Pfalz wird sich in Kürze detaillierter zu den Ergebnissen des Paktes äußern und weiterhin die Umsetzung der Maßnahmen aktiv begleiten.

Hintergrundinformationen Statistische Erhebungen unterstreichen die Dringlichkeit eines solchen Bündnisses: Bereits in der oft zitierten sog. Dunkelfeldstudie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2011 wurde geschätzt, dass etwa jedes siebte bis achte Kind in Deutschland bis zum 18. Lebensjahr sexualisierte Gewalt erlebt. Übertragen auf RheinlandPfalz, wo rund 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche leben, könnten schätzungsweise etwa 156.000 – 182.000 von sexualisierter Gewalt betroffen sein.
Die Zahlen der Kriminalstatistik steigen seit Jahren kontinuierlich an, was eine Folge einer gesteigerten Anzeigebereitschaft sein kann. Der aktuelle Bundeslagebericht des Bundeskriminalamtes von Juli 2024 zeigt ebenfalls, dass 2023 die Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen gestiegen sind. Diese alarmierenden Zahlen dokumentieren auch, dass die zunehmende Digitalisierung das Problem der sexualisierten Gewalt erheblich verschärft und verlagert. Cyber-Grooming und die Missbrauchsdarstellungen im Internet stellen dabei besondere Herausforderungen dar.